Nur wenige Stunden nachdem der Hamburger SV am gestrigen Sonntag Trainer Bruno Labbadia beurlaubt hatte, wurde schon die Einigung mit dessen Nachfolger Markus Gisdol verkündet. Von den Medien wird das Engagement des 47-Jährigen an der Elbe mit Skepsis betrachtet. Dabei hatte HSV-Vorstandsvorsitzender Dietmar Beiersdorfer gute Gründe für einen Trainerwechsel. Schließlich ist die Bilanz von Bruno Labbadia mit 20 Punkte aus den vergangenen 22 Spielen mehr als ernüchternd. Zudem ist es dem 50-Jährigen Übungsleiter trotz hochkarätiger Verstärkungen nicht gelungen, dass Offensivspiel der Hamburger zu beleben, so dass es in der Tat keine Anzeichen für eine baldige Besserung gab. Lediglich sechs Torchancen und zwei Tore erarbeitete sich sein Team in den ersten fünf Bundesligaspielen. Dietmar Beiersdorfer befand nach der Niederlage gegen den FC Bayern München dementsprechend folgerichtig, dass seine Mannschaft gut gegen den Ball arbeite, sich jedoch keine Torchancen erarbeite.
Schießt der Hamburger SV unter Markus Gisdol wieder Tore?
Markus Gisdol soll dem Hamburger SV zumindest bis zum Saisonende dabei helfen, dieses Defizit abzustellen. Auch wenn die bisherigen Erfolge des 47-Jährigen überschaubar sind, hat er während seiner Amtszeit bei der TSG 1899 Hoffenheim bewiesen, dass er nicht nur für bedingungslosen Offensivfußball steht, sondern gleichzeitig auch junge Talente formen und weiterentwickeln kann. In seiner ersten Saison erzielte sein damaliger Verein immerhin 72 Treffer und lieferte in vielen Spielen ein wahres Offensivfeuerwerk ab. Zudem formte er Spieler wie Kevin Volland, Sebastian Rudy, Roberto Firmino, Niklas Süle oder Jeremy Toljan. Beim Hamburger SV haben die Verantwortlichen nun die berechtigte Hoffnung, dass Markus Gisdol Spieler wie Luca Waldschmidt oder Alen Halilovic ebenfalls auf das nächste Level hievt und dadurch die lahmende Offensive der Hanseaten nachhaltig belebt.
Markus Gisdol hat eine faire Chance beim Hamburger SV verdient
Damit Markus Gisdol beim Hamburger SV mittelfristig Erfolg haben kann, muss er jedoch an seinen damaligen Schwächen arbeiten. Schließlich kassierten die Hoffenheimer seinerzeit auch 70 Gegentreffer. Zudem gilt er in der Branche, ähnlich wie Bruno Labbadia, als Sturkopf. Sowohl bei der SG Sonnenhof-Großaspach als auch bei der TSG 1899 Hoffenheim scheitere Markus Gisdol letztlich aufgrund von Reibereien mit der Führungsriege, sowie den im Klub einflussreichen Spielerberatern. Viele Medienvertreter führen nun an, dass ihm beim Hamburger SV mit Dietmar Beiersdorfer, Volker Struth und Klaus-Michael Kühne ein ähnliches Schicksal blühen dürfte. Ob dies tatsächlich so kommen wird, bleibt allerdings abzuwarten, zumal das Risiko aufgrund der Vertragslaufzeit von nur neun Monaten für beide Seiten ohnehin relativ überschaubar ist. De Hamburger Presse würde daher einmal gut daran tun, dem neuen Trainer eine faire Chance zu geben und diesen nicht bereits vor Beginn seiner Amtszeit indirekt anzuzählen.