Sport

Doping: Freispruch für den Schwimmsport?


Von  | 

Die 16. Schwimm-Weltmeisterschaft läuft seit 24. Juli in Kazan, am 9. August gibt es die letzten Entscheidungen in den Schwimmbewerben. Während es der Radsport nicht geschafft hat, das Image als „Dopingsportart“ abzulegen, hat man im Schwimmsport nachgewiesenes „Massendoping“ recht geschickt unter den Teppich gekehrt. Wen kümmert es noch, dass auch Olympiasieger und Schwimm Star Sun Yang aus China 2014 positiv getestet wurde. Ältere Semester erinnern sich noch sicher daran, welche Muskelpakete von DDR-Schwimmerinnen in den 70er Jahren an den Start gegangen sind. Der Westen war aber wohl kaum besser. Im Schwimmen gibt es bei Olympischen Spielen viele Medaillen zu holen – deswegen wurde auch viel in „sportmedizinische Wissenschaft“ investiert. Ziel: Ich habe eine Substanz, die die Dopingjäger noch nicht kennen.

Jeder wusste nur soviel, wie für seinen Bereich erforderlich war

Thomas Köhler hat in seinem Buch „Zwei Seiten der Medaille“ (Verlag Das Neue Berlin) eingestanden, dass es in der DDR „Staatsdoping“ an Jugendlichen in einigen Sportarten gegeben hat. Angeblich soll das immer mit Wissen der Sportler geschehen sein. Einem sechszehnjährigen, der unbedingt an die Weltspitze kommen will, dieses Einverständnis abzuringen, ist aber sicherlich keine Kunst. Im Hintergrund bleibt eine höchst diffuse Verantwortung von Trainern und Funktionären, die sicherlich nicht einmal untereinander offen über diese Problematik gesprochen haben. Das Geständnis des Ostens ist aber sicherlich kein Freispruch für den Westen. Im „Kalten Krieg“, der auch im Sport – speziell bei Olympiaden – betrieben wurde, hat es sicherlich auch den sportmedizinischen Wettkampf gegeben. Zwischenzeitlich sah es so aus, als ob China diese Disziplin gewinnen wird. Ob nun die sicherlich rigorosen Dopingkontrollen dazu geführt haben, dass China diesen Vorsprung verspielt hat, oder einfach die anderen Nationen „medizinisch aufgeholt“ haben, ist nicht zu beantworten. 

Weltrekord-Flut

Während es in der Leichtathletik immer wieder Weltrekorde gab, die nahezu ewig Bestand hatten, waren Weltrekorde am laufenden Band im Schwimmen üblich. Natürlich kann man bekannterweise auch die Leichtathletik von Doping nicht freisprechen. Es fällt aber gerade im Schwimmen auf, dass die Sportler immer wieder Schallmauern gebrochen haben. Diese Tendenz scheint es nicht mehr zu geben – höchstwahrscheinlich durch die Angst, beim Dopen erwischt zu werden. Tränenreiche Geständnisse vor laufender Kamera waren in Mode und haben wohl viele Sportler abgeschreckt. Man darf aber speziell China nicht zu nahe treten. Die ganze Welt weiß, dass die Chinesen ausgezeichnete Artisten sind. Die Bewerbe vom Brett und Turm beim Kunstspringen sind die Domäne der Sportler aus China geworden. Sun Yang hat im Schwimmen wieder seine „Goldenen“ abgeholt – die Affäre ist längst vergessen. Ein Beispiel, dass nicht Schule machen sollte. Sarah Sjöström aus Schweden hat übrigens einen Weltrekord über 100 m Schmetterling aufgestellt, Katinka Hosszü aus Ungarn hat das über 200 m Lagen geschafft. Die Ausnahmesportler gibt es – alle unter Generalverdacht zu stellen, wäre nicht fair.