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1.FC Nürnberg: Der lange Atem der Comeback-Könige

Die Spieler des 1. FC Nürnberg feiern den Siegtreffer im Spiel gegen RB Leipzig.

Der 1.FC Nürnberg ist weiterhin die beste Rückrundenmannschaft der zweiten Liga und hat mit einem überzeugenden 3:1 gegen den bisherigen Tabellenführer RB Leipzig seine Aufstiegsambitionen eindrucksvoll untermauert. Nun liegt man drei Punkte hinter dem neuen Tabellenersten, dem SC Freiburg, und eben Leipzig. Selbst der Ausfall von Talisman Patrick Erras konnte die Nürnberger nicht davon abhalten das 17. Spiel in Folge ohne Niederlage zu überstehen.

Rene Weiler wie einst José Mourinho

Wer die Anfangsminuten der jüngsten Partie des 1. FC Nürnberg im Grundig-Stadion verfolgte, dürfte ganz erschrocken gewesen sein, als er den Club-Trainer René Weiler beobachtete: Der sonst so besonnene und ruhige Schweizer reklamierte heftig bei einem falschen Abseitspfiff gegen Niclas Füllkrug, legte sich mit den teilweise etwas fallsüchtigen anmutenden Leipziger Starstürmern Davie Selke und Yussuf Poulsen und der Bank von RB Leipzig an. Wer den Schweizer kennt, wird sich über diese plötzliche Charakterwandlung doch sehr wundern. Vielleicht hat sich Weiler aber auch an José Mourinho orientiert: In seiner Zeit bei Real Madrid versuchte dieser oft bei den Clásicos gegen den FC Barcelona Emotionen und Hektik in die Partie zu bringen. Gegen spielstärkere Gegner gewiss kein schlechtes Mittel. Am Sonntag war es auf jeden Fall ein gelungener Schachzug des cleveren Schweizers, der wusste, dass seine Mannschaft von ihren Emotionen und ihrem unbändigen Willen lebt. In einer ruhigen Atmosphäre wäre es dem Leipziger Team wohl auch leichter gefallen sein Spiel aufzuziehen.

Mannschaftliche Geschlossenheit die große Stärke des 1. FC Nürnberg

Auch bemerkenswert wie die Spieler des 1. FC Nürnberg den Slogan „Elf Freunde müsst ihr sein“ verinnerlicht haben und leben. Wer sieht, wie z.B. ein Kevin Möhwald, der 90 Minuten auf der Bank saß, mitfiebert und beim 3:1 von Guido Burgstaller fast schon so frenetisch jubelt, als hätte er persönlich gerade das entscheidende Tor zum Aufstieg geschossen, oder mit welchem Engagement ein an der Achillessehne verletzter Raphael Schäfer anfeuert, sich ärgert und schließlich jubelt, der weiß: Die mannschaftliche Geschlossenheit ist die große Stärke des 1.FC Nürnberg.

Auch die Spieler des 1. FC Nürnberg ließen das in den Interviews nach dem Spiel durchaus anklingen. So erklärte der starke Sebastian Kerk, dass „bei uns immer die Mannschaft im Vordergrund steht. Wie verstehen uns untereinander super, das ist unser großes Plus.“ Der Torschütze zum 2:1, Niclas Füllkrug, schlug in die gleiche Kerbe: „Bei uns steht einfach eine richtige Mannschaft auf dem Platz. Man darf uns nie abschreiben.“ Die Comebackqualitäten der Nürnberger sind wirklich beachtlich. Es scheint, als würde ein Rückstand die Nürnberger regelrecht anspornen und sie noch einen Gang hochschalten lassen. Wie schon beim Derbysieg gegen Greuther Fürth drehte der Club auch gegen Leipzig einen 1:0 Rückstand noch um.

1. FC Nürnberg mit unglaublicher Torserie ab der 60.Minute

Ein wichtiger Faktor bei den Comebacks der Nürnberger ist ihre starke Fitness. In Puncto Schnelligkeit und Ausdauer ist der 1. FC Nürnberg seinen Gegnern meistens überlegen und kann in den Schlussminuten noch zulegen und die Spiele zu seinen Gunsten entscheiden. Bereits zum 7. Mal in Folge hat die Mannschaft vom 1.FC Nürnberg nun schon nach der 60. Minute mindestens ein oder mehrere Tore geschossen. Gegen Fürth und gegen Kaiserslautern gelang der Siegtreffer gar erst in der 84. bzw. 88. Spielminute. Die Fans des Altmeisters schütteln ob dieser neu gewonnenen Stärke ihrer Mannschaft teilweise ungläubig den Kopf. Früher gab der Club nämlich eher noch sicher gewonnene Spiele in den Schlussminuten aus den Händen. Auch ein Verdienst von Trainer René Weiler, der seiner Mannschaft die notwendige Mentalität für die starken Schlussspurts einimpfte.

Burgstaller als Sinnbild für die Wucht des 1. FC Nürnberg

Wenn jemand als Sinnbild für die Qualtäten des 1.FC Nürnberg in dieser Saison herhalten kann, dann ist dies Guido Burgstaller. Wucht, Durchschlagskraft, Zweikampfstärke und Power: Das sind alles Eigenschaften, die der Nürnberger Mannschaft zugeschrieben werden. Guido Burgstaller lebt diese Qualitäten vor: Der österreichische Stürmer – der von Macel Koller für Nationalmannschaft nachnominiert wurde – kämpft und rackert bis zum Umfallen, wirft sich in jeden Ball, als ob es sein letztes Fußballspiel wäre, sorgt für permanente Unruhe in der Abwehr des Gegners und schießt nebenher auch noch Tore. Burgstaller ist ein Mentalitätsspieler. Sinnbildlich wie er im dritten Anlauf das erlösende 3:1 gegen Leipzig erzielte und nicht mal mehr Kraft zum Jubeln hatte.

Der Teamgeist stimmt, die Fans stehen wie eine eins hinter ihrer Mannschaft und im Umfeld des 1. FC Nürnberg ist nach dem Abgang von Martin Bader auch die nötige Ruhe eingekehrt. Die Zeichen stehen eindeutig auf Aufstieg. Nun muss es René Weiler nur schaffen, dass die Spieler des 1. FC Nürnberg auch die nächsten Partien gegen vermeintlich leichte Gegner wie Frankfurt und Duisburg nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sollte es am Spielanfang einmal nicht so laufen, kann Weiler aber einigermaßen beruhigt sein. Denn eines ist sicher: die 60. Minute mit der Schlusshalbestunde kommt bestimmt.