Im Dezember 2010 wurden Russland und Katar als Ausrichter für die Fußball-Weltmeisterschaften der Männer für die Jahre 2018 bzw. 2022 bekanntgegeben.
Seither wird die Vergabe in den Medien harsch kritisiert. Doch abgesehen von den herrschenden Korruptionsvorwürfen: Wie sehen dort Menschenrechte und die Sicherheitslage aus?
In Russland sind homosexuelle Handlungen zwar erlaubt, gesellschaftlich allerdings tabuisiert – nicht erst seit dem Jahre 2013.
Die russische Regierung verabschiedete vor drei Jahren ein Gesetz zur Verhinderung der „Propaganda von Homosexualität“. Hohe Geldstrafen werden riskiert, wenn im Beisein von Kindern über gleichgeschlechtliche Liebe gesprochen wird. Die Abneigung oder gar der Hass gegenüber Schwulen, Lesben und Transsexuellen wird damit mehr als gefördert.
Am Rande erwähnt: Putin verabschiedete im vergangenen Jahr ein Gesetz, mit dem ausländische und internationale Organisationen verboten werden können, wenn eine Gruppe nach Auffassung der Strafverfolger die Grundlagen der Verfassungsordnung, die Verteidigungsfähigkeit oder die Sicherheit des Staates bedrohe. Umgerechnet rund 21.000 Euro Geldstrafe bzw. 5 Jahre Haft drohen bei solchen Demonstrationen.
Dies sind Menschenrechte, die fernab von denen sind, die in den deutschen Gesetzen verankert sind.
In puncto Sicherheit ist die Russische Föderation seit nunmehr zwei Jahren in einem Konflikt mit der Ukraine um die Krim. Ein Ende hier ist nicht in Sicht – und auch die aktuellen Ausschreitungen bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich sorgen nicht unbedingt für Ruhe bei Fußball-Fans, die nicht auf Gewalt aus sind. Der russische Verband (RFS) wurde zu einer Geldstrafe von 150.000 Euro verurteilt – samt einer Bewährungsstrafe für die gesamte EM. Bei erneuten Ausschreitungen wird die russische Nationalmannschaft sofort von der Europameisterschaft ausgeschlossen. Gedanken machen sollte man sich auch, warum bei so einem großen Ereignis rund 150 russische gewaltbereite Hooligans vor einer Festnahme fliehen konnte. Einen außergewöhnlich faden Beigeschmack hat der Kommentar Igor Lebedw, Vizepräsident des russischen Parlamentes.
„Ich kann nichts Schlimmes an kämpfenden Fans finden. Im Gegenteil, gut gemacht Jungs. Weiter so!“, schrieb der Politiker am Montag, der darüber hinaus auch Vorstandsmitglied des russischen Fußballverbandes ist.
Wer denkt, dass solch eine kritische Situation Seltenheitswert hat, liegt falsch.
Vier Jahre später findet die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar statt. In mitten der Diskussionen, ob die WM aufgrund der Temperaturen lieber im Winter statt im Sommer stattfinden sollte, drängen immer wieder Berichte über Menschenrechtsverletzungen in die Medien. Erschreckend ist das Urteil vor wenigen Tagen, das eine eine 22-jährige Niederländerin erhalten hat. Die junge Frau zeigte eine Vergewaltigung an und wurde dabei selbst wegen „außerehelichen Geschlechtverkehrs“ angezeigt. – Schande mag man in Deutschland meinen, in Katar, aufgrund der Gesetze leider üblich.
Während im Russland lediglich die „Propaganda von Homosexualität“ verboten ist, ist in Katar Homosexualität allgemein untersagt. – Bis zu 15 Jahren Haft drohen.
Sanktionen kann es im Übrigen auch für islamkritische Äußerungen geben – Undenkbar, wenn man man den Glauben schenken mag, dass Katar sich als liberal und sicher einstuft.
Und: Auch sechs Jahre nach der Vergabe nehmen die Korruptionsvorwürfe bei der Vergabe um die Weltmeisterschaft 2022 nicht ab. Selbstverständlich ist der Fußball eine globale Thematik – selbstverständlich sollen solche Großveranstaltungen wie die Fußball-Weltmeisterschaft nicht nur in europäischen Ländern stattfinden, sondern man möchte auch dem asiatischen Kontinent (zuletzt 2002 bei der WM in Japan und Südkorea) die Chance geben, sich zu profilieren. Aber warum die größte Fußballveranstaltung in einem Land stattfindet, dessen Zustände beim Stadionbau mehr als desaströs und sklavenhaft sind und deren Gesetze und Urteile so unfassbar erschüttern,wenn sie in den Medien publik gemacht werden, ja, das wissen lediglich nur die FIFA-Exekutivmitglieder, die Katar abgestimmt haben.