In den USA leben laut „Annual Homeless Asessment Report“ über 564 000 Obdachlose. Im US-Staat Oregon ist die Lage besonders dramatisch. 55,9 Prozent leben hier ohne ein regelmäßiges Dach über dem Kopf und die Zahl steigt Jahr für Jahr an. In der Stadt Eugene bildete sich daraufhin vor einigen Jahren eine Arbeitsgruppe im Stadtrat, die sich intensiv mit der Problematik auseinandersetzte. Dabei entstand die Non-Profit-Organisation „Opportunity Village Eugene“. Die Idee: Die Schaffung eines kleinen nachhaltigen Dorfes für Obdachlose und die Möglichkeit sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Dabei steht die Selbstorganisation der Dorfbewohner im Mittelpunkt. Die Stadt Eugene stellte für dieses besondere Pilotprojekt eine ehemalige Ackerfläche als Grundstück zur Verfügung. Mit 98 000 Dollar privater Spenden und ehrenamtlicher Bauhilfe konnte das Projekt 2013 gestartet werden.
30 Menschen leben mittlerweile in den autarken Mikrohäusern.
Die kleinen Holzhäuser sind nur bis zu sieben Quadratmeter groß. Doch für die Bewohner ist das mehr als genug. Sie haben ein kleines Bett, ein Fenster und Ablageflächen. Doch der größte Gewinn ist endlich das eigene Dach über den Kopf zu haben. Einige Bewohner haben sich bereits kleine Gärten angelegt oder Mini-Veranden gebaut. Sie können endlich ihre eigene Tür abschließen und müssen nicht mehr Tag und Nacht auf ihre Habseligkeiten aufpassen. Abgerundet wird das Leben durch Gemeinschaftsküchen und –bäder. Das Obdachlosendorf ist dabei nicht nur ein Sozialprojekt, sondern zeigt auch ein mögliches nachhaltiges Wohnen. Alle Häuser sind energieautark. Die Solarzellen auf den Dächern und Wänden der Häuser versorgen die Bewohner mit ausreichend Strom.
Die Miete kostet nur einen Dollar pro Tag.
In der Miete ist auch die Nutzung der Gemeinschaftsküchen und –bäder inbegriffen sowie eine Jahreskarte für den Bus. Das Projekt ist ein voller Erfolg. Jeder Bewohner hat mittlerweile einen eigenen Computer und Internetzugang – wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Jobsuche und einen Wiedereinstieg in die Gesellschaft. Denn genau das ist das Ziel des Projekts. Das Obdachlosendorf soll nicht als dauerhafte Unterkunft, sondern vielmehr als ein Sprungbrett in die Gesellschaft angesehen werden. Einige Bewohner des Dorfes haben dank des Projekts bereits eine Arbeit und eine eigene Wohnung gefunden. Davor waren sie jahrelang arbeitslos. Die ursprüngliche Organisation „Opportunity Village Eugen“ hat sich mittlerweile in „SquareOne Village“ umbenannt und möchte dafür sorgen, dass das Modell auch außerhalb von Oregon umgesetzt wird.