Wer in Deutschland an Rocker denkt, wird wahrscheinlich sofort ein Bild von Motorradfahrenden tätowierten Mitgliedern der Hells Angels, Mongols oder Bandidos im Kopf haben, denen unterstellt wird ihr Geld mit Prostitution, Drogenhandel oder sonstigen kriminellen Machenschaften verdienen. Dieser Stereotyp vom per se kriminellen, gewaltbereiten und rechtsradikalen Rocker kann allerdings getrost als Ammenmärchen bezeichnet werden. In Großbritanien trägt beispielsweise eine Gruppe von ehrenamtlich agierenden Motorradfahrern dieser Tage einen großen Beitrag zum Gemeinwohl bei und wird von der Bevölkerung gefeiert.
Blood Biker helfen kranken Menschen
Die Wohltätigkeitsorganisation Nationwide Association of Blood Bikes (NABB) hat in den letzten Jahren wirklich etwas Außergewöhnliches in Großbritannien geleistet. Alleine im Jahr 2013 erledigten die passionierten Motorradfahrer mehr als 35.000 dringliche Anfragen von Krankenhäusern, wodurch sie hunderte von Menschenleben retten konnten.
„Die Blood Biker sind sehr wichtig für uns.“, wird Dr. Martin Myers vom Universitätskrankenhaus in Lancashire von der englischen Zeitung Guardian zitiert. „Insbesondere ihre Flexibilität ist für uns Gold wert. Sie helfen uns zu jeder Tages- und Nachtzeit und sind 365 Tage für uns im Einsatz.“.
Im Vereinigten Königreich gibt es insgesamt bereits 25 Chapter mit mehr als 1.500 Mitgliedern. Durch die große Anzahl an freiwilligen Helfern ist es den Blood Bikern möglich mehr als 262 Krankenhäuser mit den notwendigen Medikamenten zu versorgen. Mit ihrem unermüdlichen Einsatz helfen sie nicht nur dabei Menschenleben zu retten, sondern sorgen gleichzeitig dafür, dass die Krankenhäuser sehr viel Geld sparen. Durch den Dienst der 224 Blood Biker in Wales konnten die dortigen Krankenhäuser alleine im letzten Jahr mehr als 125.000 Euro an Transportkosten für Medikamente sparen, wie ITV berichtet. Zudem haben die Mitglieder auch noch mehr als 25.000 Euro an Spendengeldern eingesammelt, um den eigenen Service durchführen zu können.
Auch Hells Angels, Bandidos oder Mongols helfen Bedürftigen
In England hat sich dank der Blood Biker das Bild bezüglich sogenannter Rocker deutlich gewandelt. Das Land in dem die Hells Angels 1969 ihr erstes Chapter außerhalb der USA eröffneten ist inzwischen um einen differenzierten Umgang mit den Bikern bemüht. Zuletzt hatte der englische Premiere Minister den Blood Bikern sogar den Point of Light Award verliehen, um die Bevölkerung auf den enormen gesellschaftlichen Beitrag der Motorradfahrer aufmerksam zu machen. Heutzutage erhält die Organisation Anfragen von Menschen aus der ganzen Welt, die auch in ihren Ländern Ableger gründen möchten.
„Unser Motorradklub bietet mir die Möglichkeit meiner Leidenschaft zu frönen und gleichzeitig noch etwas Gutes zu tun. Während ich bei meinen Lieferungen in der Nacht meiner Liebe nachkommen kann, sitzen die Familien voller Sorgen an den krankenbetten ihrer Liebsten. Da wäre es doch vermessen, meine ehrenamtliche Tätigkeit als eine Last zu bezeichnen.“, sagte David Wilbraham gegenüber dem Guardian. Das vermittelte Image der Blood Biker könnte sich also kaum mehr von dem medial vermittelten Bild des kriminellen Hells Angels, Bandidos oder Mongols unterscheiden. Zudem sollte nicht vergessen werden, dass auch Mitglieder dieser drei Motorradklubs schon häufig durch ihr soziales Engagement aufgefallen sind.