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Mythen und Fakten zur explodierenden E-Zigarette
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Meldungen über explodierende E-Zigaretten sollen Raucher vom Umstieg abhalten, doch Smartphones, Laptops und Zigaretten sind deutlich gefährlicher.
Fast wöchentlich wird in den Medien über explodierende E-Zigaretten berichtet. Während es sich meistens um Fälle aus dem Ausland handelt, erlitt im Januar auch ein 20-jähriger Kölner schwere Brandverletzungen, nachdem er in einem Tabakgeschäft einen neuen Akku und Verdampfungskopf an sein Mittelstück der E-Zigarette gebaut hatte. Zudem verlor er bei der Explosion acht Zähne. In den meisten Berichten wurde jedoch verschwiegen, dass es sich bei dem Mittelteil des Dampfers um ein Plagiat aus China handelte.
Der Mythos der explodierenden E-Zigarette
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es in der Vergangenheit vereinzelte Zwischenfälle mit der E-Zigarette gegeben hat. Allerdings vermittelt die Häufigkeit mit der die Medien über solche Zwischenfälle berichten ein völlig falsches Bild. In den Jahren 2009 bis 2014 kam es in den Vereinigten Staaten laut Angaben der Feuerwehr zu 25 Fällen in denen eine elektronische Zigarette explodiert ist oder einen Brand ausgelöst hat. Bei schätzungsweise 20 Millionen Menschen die in den USA inzwischen gelegentlich Dampfen, sagen selbst die dortigen Beamten, dass solche Zwischenfälle äußerst selten sind. Hinzugefügt sei, dass der Fall des 20-jährigen Kölners, trotz geschätzten drei Millionen Dampfern hierzulande, in Deutschland der erste seiner Art war.
Zigaretten fordern jährlich mehrere tausend Todesopfer
In diesem Zusammenhang muss angemerkt werden, dass laut einer Presseinformation der EU-Kommission aus dem Jahr 2012 unbeaufsichtigt glimmende Zigaretten in Europa zu den Hauptursachen für Brände mit Todesfolge gehören. Demnach gab es allein in der EU in den Jahren 2003 bis 2008 jährlich über 30.000 Brände, die durch Zigaretten verursacht wurden. Diese Brände forderten mehr als 1.000 Menschenleben und 4.000 verletzte. In den Medien erhalten durch Zigaretten verursachte Hausbrände im Vergleich zu explodierenden E-Zigaretten jedoch nicht einmal einen Bruchteil der Aufmerksamkeit, so dass zwangsläufig das Bild vermittelt wird, als seien elektronische Zigaretten gefährlicher als Tabakzigaretten.
Warum explodieren E-Zigaretten?
Die amerikanischen Behörden haben die Unfallursachen im Zusammenhang mit der E-Zigarette genauer untersucht und konnten dabei ein Muster feststellen. Demnach ereignen sich rund 80% durch falsches Laden des Akkus. E-Zigaretten werden in der Regel über einen USB-Stecker geladen und über den Computer oder über einen Adapter direkt an die Steckdose angeschlossen. Hierbei ist zu beachten, dass die Steckergröße des USB zwar standardisiert ist, allerdings nicht alle USB-Ports technisch gleich ausgelegt sind. Dementsprechend sollten immer die für die elektronischen Zigaretten konzipierten Ladekabel verwendet werden. Wenn diese beispielsweise durch Handyladekabel mit einer deutlich höheren Spannung ersetzt werden, kann dies in Ausnahmefällen zu einer Überhitzung des Akkus führen. Billige Plagiate aus China, sowie falschzusammengebaute Eigenkonstruktionen können das Risiko von Unfällen zudem erhöhen. Menschen die nicht über die notwendigen technischen Fachkenntnisse verfügen, sollten ihre E-Zigarette ohnehin nicht selber zusammenbauen und stattdessen lieber auf geprüfte Komplettsysteme zurückgreifen. Angesichts von einem einzelnen Zwischenfall in Deutschland bei drei Millionen Dampfern, muss jedoch angemerkt werden, dass das Risiko Opfer einer explodierenden E-Zigarette zu werden, mit 0,000033 Prozent verschwindend gering ist.
Auch Smartphones ein Sicherheitsrisiko?
Zudem sollte ein anderer Vorfall vielen Kritikern zu denken geben. Nach einem Zwischenfall in New York, hatte die dortige Polizei vor einigen Wochen sogar vor explodierenden Smartphones gewarnt und riet den Bürgern dazu, ihre Mobiltelefone beim Schlafen nicht unter das Kopfkissen zu tun. Im Allgemeinen sollten Menschen darauf achten, ihre Smartphones oder Notebooks nicht auf weichen Untergründen zu laden, da hierbei die Gefahr besteht, dass diese in dem Untergrund versinken und somit die Luftzirkulation eingeschränkt wird. Dies kann zu einer Überhitzung des Akkus und im schlimmsten Fall sogar zu einer Explosion führen. Smartphones und Notebooks sollten daher immer auf ebenen, harten Flächen aufgeladen und abgelegt werden, sodass keine Gefahr besteht, dass sie einsinken und sich die Hitze stauen kann.
Don't put your cellphone under a pillow when sleeping or when charging your device.Please share this tip and b safe! pic.twitter.com/uwD3PXgVQf
— NYPD 33rd Precinct (@NYPD33Pct) February 16, 2016
In diesem Zusammenhang gab es in der Vergangenheit sogar mehrere Fälle in denen ein iPhone Feuer fing. In den meisten Fällen war hier die Verwendung von billigen Ladekabeln verantwortlich, so dass Apple sich im Jahr 2013 sogar dazu gezwungen sah, ein Austauschprogramm für Drittanbieterladekabel ins Leben zu rufen.
E-Zigaretten sind sicher
Nutzer von elektronischen Geräten sollten sich darüber im Klaren sein, dass bei einer falschen Verwendung oder Nutzung von Plagiaten ein minimales Restrisiko nicht ausgeschlossen werden kann. Dies gilt sowohl für E-Zigaretten als auch für Laptops, Smartphones oder sonstige elektronische Geräte. Grund zur Panik besteht allerdings nicht, schließlich ist die Anzahl solcher Vorfälle im Vergleich zu den Milliarden von täglichen Nutzern verschwindend gering und kann bei artgerechter Nutzung nahezu ausgeschlossen werden. Diese Beispiele verdeutlichen allerdings auch, dass bei der medialen Berichterstattung hinsichtlich der E-Zigarette mit zweierlei Maß gemessen wird. Während durch Zigaretten verursachte Hausbrände keine Beachtung in der Öffentlichkeit finden und explodierende Smartphones allenfalls eine Randnotiz sind, werden Zwischenfälle hinsichtlich der elektronischen Zigarette regelmäßig zu Schlagzeilen aufgebauscht und sorgen damit für eine allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung. Es wäre wünschenswert, wenn auch diesbezüglich zukünftig eine aufklärende und auf Fakten basierende Berichterstattung die Sensationsmeldungen in der Presse ablösen würde.
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