„Als hätten wir geradezu einen Grund gesucht, um den Flüchtlingen nicht mehr helfen zu müssen“, kommentiert von Wagner bissig den Stimmungsumschwung seit den Übergriffen in der Silvesternacht. Die Anstalt-Bühne ist symbolisch mit einer roten Linie in die Zeit „Vor und nach Köln“ eingeteilt, im Zeitraffer werden Strömungen der letzten beiden Monate wie das Aufkeimen sogenannter männlicher „Feministen“ und die Diskussion um das lückenhafte Sexualstrafrecht.
Claus von Wagner stellt mit Recht die Frage, wenn die meisten Täter nordafrikanischer Herkunft gewesen seien, warum seien dann sämtliche nordafrikanische Städte zu sicheren Herkunftsländern erklärt worden? Daraufhin erklärt Uthoff, weil die ganzen Verbrecher ja jetzt wo anders seien.
Die Anstalt – Prominente Gäste mit viel Biss
Die Anstalt hat dieses Mal Mal Michael Mittermeier, Thomas Reis und Nessi Tausenschön zu Gast. Mittermeier stellt gekonnt witzig die schwierige Tätigkeit eines Komikers in Zeiten des Terrorismus dar. Gerade als bayerischer Comedian begebe er sich schon allein bei jedem „Grüß Gott“ auf der Bühne in Lebensgefahr!
Nessi Tausendschön schlüpft bei der Anstalt in verschiedene, in den letzten Monaten so heiß diskutierte Frauenrollen wie etwa die rüstige bayerische Wirtin, die sexualstraftrechtskundige Ehefrau oder die Übermutter, die sich wünscht, jemand hätte Beatrix von Storch als Kind mal ordentlich die Leviten gelesen.
Thomas Reis schwingt zu guter Letzt kabarettistisch überspitzt wilde Reden des besorgten Köllners und sächsischen Pegida-Anhängers, bei denen stellenweise das Lachen in Halse stecken bleibt.
Ein Abgesang auf das Gutmenschentum
Nachdem fast zwei Monate Flüchtlingspolitik im Schweinsgalopp aufgeholt wurden, kommt auch Die Anstalt zu einer bitteren Erkenntnis. Symbolisch wird der letzte Gutmensch Claus von Wagner mit einer Infusion „auf CSU-Basis mit 3 AFD-Hämmern“ gefügig gemacht, sein Gutmenschentum als Geisteskrankheit diagnostiziert und kuriert. Ist das noch Satire oder ein bitteres Fazit? Ist Claus von Wagners im schwächer werdendes „Wir schaffen das“ eine nie dagewesene, bittere Merkel-Parodie?
Etwas gehetzt wirkte die gestrige Folge der Anstalt und der mahnende Zeigefinger wirkte diesmal erschreckend mutlos.