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Kein Zutritt für Hells Angels: Polizei und Restaurants weiten Aktion gegen Rocker aus

Im kanadischen North Bay sollen Mitglieder der Hells Angels und anderer Motorradklubs Restaurants nur ohne Vereinssymbole betretten

Im August hat die Polizei in Zusammenarbeit Gastronomen eine Aktion gestartet, wodurch Mitgliedern der Hells Angels und anderer Motorradklubs im kanadischen North Bay der Zutritt zu den besagten Lokalitäten untersagt werden soll, sofern diese ihre Kutten tragen. Trotz des Namens „No Gang Colours, No Gang Clothing.“ richtet sich die Aktion hauptsächlich an Rocker. Auslöser der Aktion war ein im Rahmen einer Ausfahrt abgehaltener Zwischenstopp von circa 75 Hells Angels in der kanadischen Stadt North Bay.

Gastronomen haben keine Probleme mit Hells Angels

Nach Bekanntwerden der unorthodoxen Methode überschlugen sich in den sozialen Netzwerken die Reaktionen. Berechtigterweise wurde den Initiatoren unterstellt, Vorurteile und Ängste im Hinblick auf Rocker zu schüren. Viele teilnehmende Restaurantbesitzer erhielten negatives Feedback von ihren Kunden. Zum Teil hatten diese sogar mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. „Das ist eine solidarische Aktion in North Bay und nichts Persönliches. Man sieht die Schilder in der gesamten Stadt. Allerdings war die Vorabkommunikation nicht optimal, so dass die Schilder uns nun unmenschlich erscheinen lassen.“, so Tracy Sloan vom Restaurant Voyager Inn gegenüber Baytoday. „Wir haben durch dieses Missverständnis rückläufige Umsätze zu verzeichnen. Es wäre am besten gewesen, hätte die Polizei in der Bevölkerung vor dem Aktionsstart Aufklärungsarbeit geleistet. Trotzdem werden wir uns auch weiterhin an der Aktion beteiligen.“, führt ihr Geschäftspartner Geoff Richardson aus und fügt hinzu, dass auch Rocker weiterhin im Restaurant willkommen seien, solange diese ohne ihre Kutten oder andere Erkennungsmerkmale kommen würden.

Auch Bonnie Zufelt vom örtlichen Billard und Bowling-Zentrum will sich weiterhin beteiligen. „Es geht darum die Sicherheit für unsere Angestellten und Kunden zu garantieren. Nur darauf kommt es an.“ Was sie genau damit meint, ist jedoch offen. Schließlich sind ernsthafte Zweifel daran angebracht, ob Leute mit ihren Kutten eher zu kriminellen Aktivitäten neigen, als ohne diese. Selbst hatte sie übrigens noch keine Probleme mit Rockern, wie sie offen zugibt.

Polizei verteidigt Aktion gegen Rocker

Die Polizei selbst will die Aktion ungeachtet der negativen Rückmeldungen nun auch auf andere Städte ausweiten. Als Antwort auf die negativen Reaktionen hatte Polizeidirektor Len Isnor in der letzten Woche eigens eine öffentliche Podiumsdiskussion gestartet, um die Bevölkerung besser aufzuklären und die Gastronomen zu sensibilisieren. Dabei betonte er, dass die Hells Angels zwar über kein Charter in dem Ort verfügen würden,  doch auch wenn North Bay in der Vergangenheit keine Probleme mit Rockern hatte, könne sich dies nach Meinung von Isnor in naher Zukunft ändern. Schließlich sind die Hells Angels in Kanada nach der Haftentlassung einiger hochrangiger Mitglieder wieder auf dem Vormarsch und könnten sich durch ihre Unterstützerklubs wie beispielsweise die Red Devils oder Iron Dragons in der Stadt etablieren. Worauf genau er das gestiegene Gefahrenpotential zurückführt, erläuterte er jedoch nicht.

Polizeisprecher Shawn Devine versuchte währenddessen nochmal herauszustellen, dass sich die Aktion nur gegen Mitglieder von sogenannten Outlaw Motorcycle Clubs und nicht gegen Rocker im Allgemeinen richten würde. „In der Bevölkerung besteht noch immer eine große Verwechslung von liebevollen Motorradfahrern und Mitgliedern krimineller Vereinigungen. Es gibt jedoch einen großen Unterschied zwischen Mitgliedern der Hells Angels oder anderer Outlaw Motorcycle Clubs und einer Gruppe von motorradbegeisterten Veteranen die eine Harley fahren.“, probiert Devine die Kritiker zu beschwichtigen, entkräftet damit jedoch nicht den Vorwurf, Vorurteile im Hinblick auf Rocker zu schüren. Der jüngste Vorstoß der Polizei wirft in jedem Fall mehr Fragen auf, als er Antworten liefert. Dabei verfestigte dieser den Eindruck vieler Kritiker, wonach es hier in erster Linie um Panikmache und nicht um die Bekämpfung eines konkreten Gefahrenpotentiales geht. Ob diese Modell nun tatsächlich auch anderorts umgesetzt und womöglich Schule macht, bleibt abzuwarten.