Die Hells Angels strukturieren sich um und haben im belgischen Limburg eines ihrer Charter aufgelöst. Laut Polizeiangaben soll der Rückzug auch mit internen Machtkämpfen zusammenhängen. Auch andere Charter der Rocker kämpfen ums überleben.
Hells Angels in Limburg sind Geschichte
Wie die Hells Angels aus Tongeren, einer Kleinstadt in der Provinz Limburg, auf ihrer Homepage offiziell bekanntgaben, zieht sich der Klub aus der ältesten Stadt Belgiens zurück und wird das dortige Charter mit sofortiger Wirkung auflösen. Wie eine Polizeibeamter gegenüber „Het Laatste Nieuws“ verlauten ließ, soll der Entschluss mit „internen Meinungsverschiedenheiten und dem ständigen Kommen und Gehen“ der Mitglieder zusammenhängen. Dabei waren die Rocker in den letzten Jahren in der Region auf Expansionskurs, nachdem es im Jahr 2011 zu einem tödlichen Schusswechsel zwischen Mitgliedern der Hells Angels und den ebenfalls dort angesiedelten Outlaws gekommen war. In dem Gefecht bei Maasmechelen waren damals drei Mitglieder der Outlaws getötet worden. Seit dem hatten sich gleich drei Charter der Hells Angels im Limburger Land gegründet. Innerhalb von drei Jahren eröffnete der Klubs Niederlassungen in Genk, Lanaken und Tongeren.
Immer weniger Hells Angels
In den vergangenen Monaten wurde neben der Abspaltung in Tongeren auch noch ein weiteres Kapitel in Limburg geschlossen. Auch der Klub im Süden von Wallonien wurde kürzlich aufgelöst. „Es hat sich so ergeben“, sagte die anonyme Quelle weiter. „Wir beobachten die Entwicklungen hier genau und vermuten, dass alles mit dem Rücktritt von Präsident Fabrizio M. zu tun hat.“ So soll es intern immer wieder zu Unstimmigkeiten unter den Mitgliedern hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung des Klubs gekommen sein. Der Beamte berichtet zudem weiter, dass die Polizei in letzter Zeit eine gewisse Fluktuation bei den Hells Angels erkannt habe.
Schon Ende 2013 gab es unter den Mitgliedern in Tongeren Probleme. Zum Streitthema wurde damals eine alte Zinnfabrik, die den Hells Angels für wenige Wochen als Klubhaus diente. Kurz darauf wurden einige hochrangige Mitglieder ausgeschlossen. Dass es noch einmal einen Neustart gibt, schließt die unbekannte Person aus: „An jeder Ecke gab es Probleme mit den Präsidenten von Genk, Rekem und Tongeren – die Frustration war groß.“ Derzeit kursieren zudem Gerüchte, wonach die Rocker sich zeitnah auch aus Genk zurückziehen könnten. Konkrete Anhaltspunkte sieht der Polizist dafür, laut eigenen Angaben, derzeit allerdings nicht.
Letzte Komplikationen mit Hells Angels im Jahr 2014
Die Polizei in Limburg ist mit den jüngsten Entwicklungen trotzdem nicht unzufrieden. In der jüngsten Vergangenheit hat sich die Lage im dortigen Rocker-Milieu zusehend entspannt, wie die Quelle weiterberichtet. Die letzte größere Konfrontation zwischen Mitgliedern verschiedener Motorradklubs liegt dabei sogar schon knapp drei Jahre zurück. Im Jahr 2014 wurde ein Mitglied der Hells Angels in Borgloon bei einem Schusswechsel mit den Outlaws verletzt. Sieben Rocker wurden daraufhin festgenommen – die Polizei stellte im Zuge dessen 20 Feuerwaffen, große Mengen an Munition, kugelsichere Westen und eine erhebliche Menge Bargeld sicher. Trotz der jüngsten Entwicklungen, bleibt abzuwarten, ob sich die Hells Angels tatsächlich komplett aus der Region zurückziehen.