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Hells Angels: Polizei will nach Beerdigung gegen Rocker durchgreifen


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Mehr als 100 Hells Angels erweisen einem verstorbenen Rocker die letzte Ehre und müssen nun mit polizeilichen Konsequenzen rechnen.

Mehr als 100 Mitglieder der Hells Angels haben sich am Samstag zur letzten Fahrt des 57-jährigen Terry M. versammelt. Die Polizei ließ die Rocker passieren und sperrte für die Kolonne sogar kurzzeitig einige Straßen. Nun müssen einige von ihnen dennoch mit Konsequenzen rechnen.

Über 100 Hells Angels erscheinen zur Ausfahrt für einen verstorbenen Rocker

Der australische Bundesstaat Queensland hat wahrscheinlich eines der schärfsten Gesetze gegen Rocker auf der ganzen Welt. Die Beerdigung eines Mitglieds der Hells Angels hat die Polizei nun jedoch dazu veranlasst, bei der Gesetzesauslegung einmal ein Auge zuzudrücken. Am Samstag gegen 10:30 Uhr haben sich mehr als 100 Mitglieder der Hells Angels in Waterford versammelt, um ihrem verstorbenen Freund Terry M. die letzte Ehre zu erweisen. Der 57-Jährige war erst vor Kurzem an einem Herzinfarkt gestorben. Wie der australische Gold Coast Bulletin berichtet, hat die Polizei die Rocker in ihren Klubfarben passieren lassen und anlässlich der Ausfahrt sogar einige Straßen gesperrt. Dabei kam der restliche Verkehr nahezu zum Erliegen.

„Wir haben noch nie auch nur einen einzigen Rocker während einer Beerdigung festgenommen und werden dies auch niemals tun. Schließlich finden diese sich an einem heiligen Ort, aufgrund eines traurigen Anlasses zusammen.“, so der Polizeioffizier Mick Niland im Gold Coast Bulletin. „Wenn dies eine normale Ausfahrt gewesen wäre, hätten wir alle Beteiligten direkt festgenommen, da eine solche Zusammenkunft einen Verstoß gegen bestehende Gesetze in Queensland darstellt.“

Rocker haben in Queensland nichts zu lachen

Der australische Bundesstaat Queensland hatte im Jahr 2013 die weltweit schärfsten Anti-Rocker-Gesetze verabschiedet. Demnach dürfen sich Mitglieder der Hells Angels und anderer Motorradklubs in dem Bundesstaat weder öffentlich versammeln, noch ihre Kutte tragen. Zudem ist es ihnen sogar untersagt, in Tattoo-Studios zu arbeiten. Die Strafen haben es dabei in sich. So droht den Mitgliedern der Hells Angels, Finks etc. beispielsweise eine bis zu dreijährige Haftstrafe, wenn diese sich mit mehr als drei anderen Mitgliedern ihres Klubs in der Öffentlichkeit zeigen, ein Klubhaus besuchen oder andere Menschen rekrutieren. Zudem erwartet sie eine Haftstrafe von bis zu 25 Jahren, wenn in Verbindung mit dem Motorradklub eine Straftat begangen wird. Insgesamt wurden bisher bereits über 100 Rocker vorläufig festgenommen und angeklagt. Verurteilt wurde allerdings noch keiner. Auch der verstorbene Terry M. bekam im letzten Jahr die volle Härte des Gesetzes zu spüren. Dieser wurde von der Polizei verhaftet, nachdem er gemeinsam mit zwei weiteren Mitgliedern der Hells Angels auf dem Motorrad unterwegs war.

Wie die australische Courier Mail berichtet, wird in Queensland derzeit sogar offen über eine Verschärfung der Gesetze nachgedacht.  Die Rocker wollen sich dies in jedem Fall nicht gefallen lassen und haben sich bereits vor einiger Zeit in dem United Motorcycle Council of Queensland zusammengeschlossen. Mitglieder von 17 verschiedenen Motorradklubs, wie der Hells Angels, Bandidos, Finks oder Mongols kämpfen hier Seite an Seite für eine Lockerung der Gesetze.

Kommt es nach der Beerdigung zu einem Nachspiel für die Hells Angels?

Obwohl sich die Polizei scheinbar kooperativ zeigte, könnte einigen Mitgliedern der Hells Angels nun ein Nachspiel drohen. „Wir haben den Rockern freie Fahrt gewährt, da es sich um eine Beerdigung gehandelt hat. Allerdings müssen auch hier Regeln beachtet werden. Die Teilnehmer haben jedoch einige Grenzen überschritten und Verkehrsregeln missachtet. Wir sind gerade dabei, die betroffenen Hells Angels zu identifizieren. Diese werden in den nächsten Wochen zur Rechenschaft gezogen und verhaftet.“ so Mick Niland. Dabei betont dieser, dass die Polizei sich korrekt verhalten habe und bei den zehn Beerdigungen in den letzten drei Jahren bisher immer beide Augen zugedrückt habe.

Es ist zweifelsohne richtig, dass sich die Betroffenen auch bei einem solchen Anlass an die Regeln halten müssen. Insbesondere dann, wenn die Polizei ihnen entgegenkommt und aus Respekt auf die Durchsetzung von Gesetzen verzichtet. Allerdings wirft die anschließende Verfolgung der Rocker trotzdem Fragen auf und erinnert ein wenig an die Überwachung durch die Polizei während einer Beerdigung in Kanada. Diese hatte den traurigen Anlass genutzt, um so die eigenen Ermittlungsakten auf den neusten Stand zu bringen und neue Erkenntnisse über die dortigen Mitglieder der Hells Angels zu erlangen.